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Konzertreise nach Valencia vom 13.10. bis 18.10.2024 mit dem Brahmsrequiem.
Reise nach València, Spanien, am Mittelmeer gelegen, ziemlich weit südlich. (von Werner Lamke)
Javier Huerta Gimeno ist Dirigent des OGM und er ist der Grund, dass wir im Herbst 2024 eine Konzertreise nach València planen. Er ist dort geboren und aufgewachsen. Inzwischen ist er nach seinem Studium im Fach Violoncello und weiteren Qualifikationen in zweiter Profession als Dirigent unterwegs. Er dirigiert das OGM seit dem Frühjahr 2023.
Wir lassen uns gerne einladen, mit ihm in seine Heimatstadt zu fahren. Javier will dort sein Debüt als Dirigent geben. Und so machen sich Mitte Oktober 60 Musiker des OGM und 50 Mitglieder des Studentenchores Weimar auf eine lange Reise. Die meisten fliegen direkt nach València und bibbern bis zum Schluss, ob die Instrumente als Handgepäck mitgenommen werden. Etwa 20 Instrumentalisten fahren mit der Bahn und legen eine Zwischenstation in Avignon ein. Bei allen im Gepäck sind die Noten des Requiems von Johannes Brahms. In València treffen wir zum ersten Mal auf unsere Gastgeber, den Orfeó Universitari de València. Zusammen sind wir 150 Musiker. Die Universität València hat uns für die Proben Turnhallen zur Verfügung gestellt: die Schwebebalken und Turnmatten sind an die Seite geräumt. Von Sprossenwänden umgeben proben wir Brahms – für Chor und Orchester auch dies reichlich sportiv. Die Aufführung im Palau de la Música vermittelt dann ein großartiges Konzertsaal-Feeling: Plätze für 1700 Gäste rundherum, fast vollständig besetzt, Orchester und Chor wachsen über sich selbst hinaus, die Zuhörer sind begeistert und die Mitwirkenden nicht minder. Was uns sonst noch in Erinnerung bleiben wird: bei einer Stadtführung die Altstadt von València kennenzulernen, originale valéncianische Paella zu essen, die großartige moderne Achitektur der Ciudad de las Artes zu bestaunen, im warmen Mittelmeer zu baden, die gemeinsamen Abende in kleinen Grüppchen, die aufwendigen Transporte von Pauken und Kontrabass, der Abschiedsabend am ehemaligen Flussbett des Turia mit Darbietungen von Chormitgliedern beider Chöre, der gereimte Rückblick von Rudolf Stiens… , und schließlich der Abschied von unserem Dirigenten Javier, mit dem wir eine sehr intensive Zeit hatten. Leider gab es einige Tage nach unserem Besuch große Unwetter in der Region València mit vielen katastrophalen Überschwemmungen. Trotz allem kommt Anfang Dezember der Universitätschor von València zum Gegenbesuch nach Göttingen. Statt eines Requiems wird nun mit unserem neuen Dirigenten Alban Matthiaß, 30 Gästen aus València und einem Projektchor ein weihnachtliches Programm gespielt. Die Einnahmen des Benefizkonzertes werden für die Geschädigten der Flutkatastrophe in València über die Caritas gespendet. Dank an Javier (von Rudolf Stiens)
Dank an den Vorstand
Probe zum Konzert am 09.03.2024 in der Aula der Carl-Friedrich-Gauß-Schule in Groß Schneen.
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Nach Auftritt und vor Weihnachtstagen
rundrum noch einmal Dank zu sagen gehört seit je zur Vorstandspflicht; auch wir vergessen's heute nicht. (Von mir sind nur Form und Idee, den Stoff schrieb nämlich Dorothee.) Nun: es gibt heute ein Symbol, das euch vor Augen stellen soll, dass, wer sich einsetzt uns zugut, für den Zusammenhalt was tut. Die Klammer, sonst gebraucht für Blätter, ist hier als Zeichen etwas netter, dass jeder Dienst, den einer tut, als Bindeglied uns kommt zugut. Wir rufen drum, dass laut es schallt: ||: Gelobt sei der Zusammenhalt! :|| Auch wenn wir das ja alle kennen, lasst uns mal ein'ge Namen nennen. Als erster ist Johannes dran, weil er die Werke wählen kann. Er wägt es ab, obs nicht zu schwer, obs die Finanzen geben's her, obs alle auch in Anspruch nimmt, obs zu den anderen Werken stimmt. Der Vorstand schaut nun, ob es passt, bestellt den Raum und sucht den Gast, der hier und da die Lücken füllt und kontaktiert, wer Solo spielt. Längst hat schon Pit als Notenwart die Blätter für den Probenstart im großen Druck uns vorbereitet, eh jedermann zum Üben schreitet. Nun macht uns Gunter das Plakat, damit man was zum Werben hat, und Dorothee macht daraus Rollen, damit wir die verteilen sollen. Der Jochen stellt's ins Internet, damit man's dort zu lesen hätt, und Janne schreibt der GT-Leitung und hofft, dass das auch druckt die Zeitung. |
Eh wir nun in den Endspurt starten,
verkauft Bettina Laag schon Karten. Und bei den Bläsern, o welch Schreck, sind beim Konzert g'rad welche weg, weshalb nun Irmtraut voller Mühe versucht, dass sie Ersatz herziehe. Nach zwanzig Mal am Telefon steigt bis zum Hals die Frustration, und noch 7 mal, dann ist's erreicht - der Horror vacui, er weicht. Nun schreibt Bettina - that's the next - zu der Musik den klugen Text, und Rudolf fügt das schön zusamm` und druckt dann das Konzertprogramm. Ulrike und Angelika sind für die Gästeherberg' da. Und Klaus besorgt ganz still und fein die bare Kasse - aus und ein. Dass Margret an die Leuchten denke, dass Hanna sorge für Geschenke, dass Schlagzeug komme an den Ort, dass man trägt Stühle hin und fort, ach ja - das Dirigentenpult! Nun, Holger ist darin geschult, das alles zeitig zu bedenken. Darum, weil viele Zeit uns schenken, ermuntern wir, dass es laut schallt: ||: Gelobt sei der Zusammenhalt! :|| Man wird noch Namen hier vermissen, von deren Engagement wir wissen. Auch hier bei dieser Feierei tragen ja viele etwas bei, zum Beispiel Helmut für Getränke, womit ich auf das Glas hinlenke, das jeder noch mal füllen soll: Wir trinken aufs Orchesterwohl! Und jeder, jede kriegt zum Dank 'ne Notenklammer - hier gehts lang zu diesem Korb: der steht hier offen. Und ganz zum Schluss, da wolln wir hoffen, dass alle rufen, dass es schallt: ||: Gelobt sei der Zusammenhalt! :|| |
An die Redaktion des Göttinger Tageblatt
Betrifft: Kritik vom 9.12.2008 am Adventskonzert des OGM
Leserbrief von Tilly Bielert
Leserbrief von Tilly Bielert
"Nicht oft liest man, und das zum Glück,
im Tageblatt so'ne Kritik: Bei Dvorak wurde nur geschwommen. Es war die Unvollkommenheit kraft Improvisation vollkommen! Der Schreiber schrieb nun lang und breit von schieren Mengen falscher Noten, genaues Zählen war geboten! Er konnte Dvorak nicht erkennen, doch tät den das Programm wohl nennen. So, ja, ganz genauso klingt es eben, wenn die Kritik geht voll daneben! |
Nicht die Akustik nur allein
mag voll subtiler Häme sein. Ja, ja, er hörte äußerst fein! Schön muß es sein, dann auszuteilen mit ein paar unfreundlichen Zeilen! Nicht hauptberuflich sind die Spieler. Sie spielen nächstens noch subtiler, verlieren lange nicht den Mut! Mozart und Beethoven war'n gut. Vielleicht fragt man so dann und wann, was denn Herr Jensen selber kann?" |
1991: Probenwochenende Im Hainberggymnasium
Ein Probenwochenende des OGM
von Tilly Bielert
aus der Festschrift 20 Jahre OGM 1982 - 2002
von Tilly Bielert
aus der Festschrift 20 Jahre OGM 1982 - 2002
Lang schon steht das Datum fest,
das sich nicht verschieben läßt; denn es ist vor den Konzerten nötig, Vieles zu erhärten. Christian reibt sich schon die Hände für das Probenwochenende. Früher, als wir jünger waren, wurde dazu weggefahren. Doch jetzt geht's zum Studium ins Hainbergsche Gymnasium. Nun heißt es, erstmal, vorbereiten! Ja, üben auch, und zubereiten genug der Kuchen und der Torten, Salate, Kekse aller Sorten, damit zum Kaffee später dann man auch was Gutes knuspern kann. Noch sind wir aber nicht soweit, nur Christian weiß es, wann die Zeit zum Kaffeetrinken ist gekommen, nur dann kann es den Spielern frommen, wenn wir zuvor recht fleißig waren und durch ein Stück hindurchgefahren. Dann bringt der Kaffee uns den Kick verbrauchter Energie zurück mit Kuchen neuster Rezeptur. Bald geht es weiter: moll und Dur. Doch erstmal Hand und Lippen spülen: verzuckert könnt niemand spielen. Mit neuem Mut zum Risiko gelingt sogar Prestissimo! Und mittlerweile sind, Hurra! auch die Zuspätgekommnen da, sie kamen durch die Tür nicht rein, und warfen daher mit dem Stein von außen an das Fensterglas. Das wirkte dann und macht' uns Spaß. Auch die Solisten sind erschienen, die unser höchstes Lob verdienen; denn immer bestens vorbereitet und noch nicht ideal begleitet, muß Christian nun Vermittler spielen, auf jene Harmonie zu zielen, die im Konzert uns Ehre bringt. D.h., wenn sie dann auch gelingt! |
Nun nähert sich die zweite Pause,
Getrunken wird jetzt eher Brause, Die Sonne sank von ihrer Höh', uns tut auch schon der Rücken weh, doch leider sind wir gegenwärtig noch keineswegs mit Üben fertig! Erst abends dann beim Lampenschein (die Müdigkeit ist allgemein!) da klappen wir die Noten zu, die Instrumente haben Ruh'. Nun kommt der schöne Sonntagmorgen. Das Spielen macht jetzt wen'ger Sorgen; denn ausgeruht und eingespielt sich jeder heute sich'rer fühlt. Das ist gewiß der Übung Lohn: der Töne Wogen tragen schon. Nicht immer kommen wir heran an Christians guten Zeitenplan. Doch das Orchester, (leicht gelichtet!) ist nun viel besser zielgerichtet. Vom Samstagsschmaus gibt's nur noch Reste und bis zum Endspurt spieln wir feste. Es schwingt der Bogen, flitzt die Hand. Wir alle sind nun sehr gespannt, wie's weitergeht am Montag schon! Für heut' gibt Christian uns Pardon. Damit wir was vom Sonntag haben, wir mittags schnell nach Hause traben. Doch Halt! das wäre wenig rühmlich: der ganze Teppich ist noch krümlich, die Tische voller brauner Tassen, noch immer Reste, nicht zu fassen! Das können wir nicht hinterlassen! Und das ist wohl des Schicksals Lauf: Dieselben räumen immer auf! Noch ist der Sonntag nicht herum, und in den Ohren mit Gesumm hörn wir noch lange unsre Themen, was immer wir auch unternehmen. Und das Gefühl: bald sind wir gut! erfüllt uns später, ausgeruht. Mit Christian als Dirigent war's ein erfülltes Wochenend'! |
Unser Publikum
von Werner Lamke
aus der Festschrift 10 Jahre OGM 1982-1992
von Werner Lamke
aus der Festschrift 10 Jahre OGM 1982-1992
Wir kennen unser Publikum.
Das ist nicht irgendwer, der unsere Konzerte besucht. Sowenig wie sich die Konzerte eines Amateurorchesters in den normalen Musikbetrieb einordnen lassen, sowenig sind die Besucher unserer Konzerte normale Musikverbraucher.
Zweierlei Tendenzen zeichnen sich im Musikbetrieb ab:
- eigentlich geht man gar nicht mehr ins Konzert: Die Zeiten des intensiven Zuhörens sind vorbei. Musik ist allgegenwärtig, beim Zähneputzen, beim Frühstück, beim Einkaufen - wozu noch ins Konzert gehen?
- und: Perfektion ist Trumpf; die Stars locken, alles andere wird als Mittelmäßigkeit abgetan. Manche fahren lieber einmal nach Hamburg in die Oper oder nach Berlin zu den Philharmonikern als das ganze Jahr in Göttingen ins Konzert zu gehen ( - ausgenommen natürlich beim Händelfest).
Warum also kommen Menschen in unsere Konzerte? Weil sie uns erleben wollen! Ehepartner und Familienangehörige, Freunde und Freundinnen, Nachbarn und Parteifreunde, Kollegen und Mitarbeiter aus Instituten wollen dabei sein, wenn wir nach langer Probenarbeit unsere Prüfung in der Öffentlichkeit zu bestehen haben. Sie möchten uns begrüßen und uns gratulieren, wie auch sie begrüßt werden wollen. Die Pause darf nicht zu kurz sein - und daß es seit kurzem in der Pause Getränke gibt, macht den Abend noch mehr zu einer gemeinsamen Veranstaltung.
Und die Kinder ...
Gibt es eine bessere Möglichkeit für sie, zu lernen, daß Musik kein fertiges Ergebnis ist, sondern ein Prozeß? Sie bekommen mit, wie ihre Eltern zu Hause üben, wie sie zu Proben unterwegs sind, wie sie sich in große Garderobe werfen (im schwarzen Anzug siehst du aber echt gut aus, sagt die 7jährige).
So ist hier Musik keine anonyme Konserve, sie besteht nicht aus unsichtbaren Schallwellen aus einer black box. Die Kinder erleben Musik als gemeinsames Bemühen der Eltern, der Musikerzieher und anderer Bekannter - und es klingt toll.
Unsere Konzerte sind spannend.
So sitzt unser Publikum da und jeder denkt sich sein Teil, nicht nur über die Musik, sondern auch über die, die es da wagen, auf der Bühne zu sitzen.
Sie sehen, wie die Musiker an den Trompeten mit Händen und Füßen zählen: ob der erste Einsatz in Takt 153 klappt? Sie warten auf die schöne Hornstelle ( ... paß auf, in der Ouvertüre gibt es eine Stelle, die klingt wie das Nebelhorn eines Schiffes - die spiele ich). Sie beobachten wie der Dirigent vor dem Fortissimo-Einsatz in die Luft springt und wie er mit seinem Stab den Geigen fast die Noten vom Pult fegt. Sie hören bekannte Stellen: die Flötenstelle kenne ich, die hat er zu Hause 1000 mal probiert. Der Ehemann beobachtet seine Frau in den Bratschen, ob sie die leidige Synkopenstelle hinkriegt. Und die Geigenschülerin freut sich, ihre Lehrerin zu beobachten, die mußte ja nun auch mal üben! War das nun ein Vibrato oder zitterten die Finger vor dem Sprung in die 8. Lage?
Aber der Sprung klappt, und der Trompeteneinsatz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, die Bratschen spielen zwei Seiten lang Synkopen, allein gegen alle, und das Horn ist ganz geheimnisvoll im Nebel zu hören. Unser Publikum klatscht begeistert Beifall. Die Musikfreunde haben es mal wieder geschafft. Die Musiker schwitzen und bei manchem im Saal sind die Hände vor Aufregung nicht weniger feucht. Und wenn die Flötenstelle beim 1001. Mal immer noch gequietscht hat - dann ist das auch nicht tragisch!
Unser Publikum ist zufrieden. Und wir sind es auch, daß wir es haben.
Denn: Stell dir vor, es ist OGM-Konzert
und keiner hört zu! - Schrecklich!
Das ist nicht irgendwer, der unsere Konzerte besucht. Sowenig wie sich die Konzerte eines Amateurorchesters in den normalen Musikbetrieb einordnen lassen, sowenig sind die Besucher unserer Konzerte normale Musikverbraucher.
Zweierlei Tendenzen zeichnen sich im Musikbetrieb ab:
- eigentlich geht man gar nicht mehr ins Konzert: Die Zeiten des intensiven Zuhörens sind vorbei. Musik ist allgegenwärtig, beim Zähneputzen, beim Frühstück, beim Einkaufen - wozu noch ins Konzert gehen?
- und: Perfektion ist Trumpf; die Stars locken, alles andere wird als Mittelmäßigkeit abgetan. Manche fahren lieber einmal nach Hamburg in die Oper oder nach Berlin zu den Philharmonikern als das ganze Jahr in Göttingen ins Konzert zu gehen ( - ausgenommen natürlich beim Händelfest).
Warum also kommen Menschen in unsere Konzerte? Weil sie uns erleben wollen! Ehepartner und Familienangehörige, Freunde und Freundinnen, Nachbarn und Parteifreunde, Kollegen und Mitarbeiter aus Instituten wollen dabei sein, wenn wir nach langer Probenarbeit unsere Prüfung in der Öffentlichkeit zu bestehen haben. Sie möchten uns begrüßen und uns gratulieren, wie auch sie begrüßt werden wollen. Die Pause darf nicht zu kurz sein - und daß es seit kurzem in der Pause Getränke gibt, macht den Abend noch mehr zu einer gemeinsamen Veranstaltung.
Und die Kinder ...
Gibt es eine bessere Möglichkeit für sie, zu lernen, daß Musik kein fertiges Ergebnis ist, sondern ein Prozeß? Sie bekommen mit, wie ihre Eltern zu Hause üben, wie sie zu Proben unterwegs sind, wie sie sich in große Garderobe werfen (im schwarzen Anzug siehst du aber echt gut aus, sagt die 7jährige).
So ist hier Musik keine anonyme Konserve, sie besteht nicht aus unsichtbaren Schallwellen aus einer black box. Die Kinder erleben Musik als gemeinsames Bemühen der Eltern, der Musikerzieher und anderer Bekannter - und es klingt toll.
Unsere Konzerte sind spannend.
So sitzt unser Publikum da und jeder denkt sich sein Teil, nicht nur über die Musik, sondern auch über die, die es da wagen, auf der Bühne zu sitzen.
Sie sehen, wie die Musiker an den Trompeten mit Händen und Füßen zählen: ob der erste Einsatz in Takt 153 klappt? Sie warten auf die schöne Hornstelle ( ... paß auf, in der Ouvertüre gibt es eine Stelle, die klingt wie das Nebelhorn eines Schiffes - die spiele ich). Sie beobachten wie der Dirigent vor dem Fortissimo-Einsatz in die Luft springt und wie er mit seinem Stab den Geigen fast die Noten vom Pult fegt. Sie hören bekannte Stellen: die Flötenstelle kenne ich, die hat er zu Hause 1000 mal probiert. Der Ehemann beobachtet seine Frau in den Bratschen, ob sie die leidige Synkopenstelle hinkriegt. Und die Geigenschülerin freut sich, ihre Lehrerin zu beobachten, die mußte ja nun auch mal üben! War das nun ein Vibrato oder zitterten die Finger vor dem Sprung in die 8. Lage?
Aber der Sprung klappt, und der Trompeteneinsatz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt, die Bratschen spielen zwei Seiten lang Synkopen, allein gegen alle, und das Horn ist ganz geheimnisvoll im Nebel zu hören. Unser Publikum klatscht begeistert Beifall. Die Musikfreunde haben es mal wieder geschafft. Die Musiker schwitzen und bei manchem im Saal sind die Hände vor Aufregung nicht weniger feucht. Und wenn die Flötenstelle beim 1001. Mal immer noch gequietscht hat - dann ist das auch nicht tragisch!
Unser Publikum ist zufrieden. Und wir sind es auch, daß wir es haben.
Denn: Stell dir vor, es ist OGM-Konzert
und keiner hört zu! - Schrecklich!
Über die Kritik
von Tilly Bielert
aus der Festschrift 10 Jahre OGM 1982 - 1992
von Tilly Bielert
aus der Festschrift 10 Jahre OGM 1982 - 1992
Zum Musizieren sind wir stets bereit,
zu allem andern hat man wenig Zeit. Nach dem Konzert jedoch, da sind wir heiter. Ob's gut, ob's schlecht war, ob's gefallen hat? Geduld: Wir lesen's bald im Tageblatt! Man liest, man staunt: sind wir das denn gewesen? Ja, ja, man kann es schwarz auf weiß hier lesen: wir dachten, hier ist's uns geglückt? Der Kritiker ist nicht entzückt. Wo wir zu straucheln meinten, sieh', er merkt es nicht, er hört es nie. Doch was uns eint, das ist der Schwung der innigsten Begeisterung. |
Einmal jedoch, ja, ja von wegen war gar kein Kritiker zugegen. Da merkten wir, es fehlt uns sie, der Kritiker schöne Terminologie! Sie hör'n uns an, und zwei, drei Tage später dann wird wahr erst, was schon längst verklungen, was da gespielt war und gesungen. So gibt uns wieder neuen Schwung die schriftliche Bestätigung; denn ohne sie ist's halbes Glück. Es braucht die Kunst auch die Kritik! |